Bei der BIXL 2019 tauchten erstmals neue Transparentgläser auf in eigenartigen Pastellfarben, bei denen man ohne genaue Einordnung mutmaßen würde, dass es sich im Hafenreinigungsfarben handelt, deren Zusammensetzung dem Zufall überlassen ist, da sie der "Verdünnung" vorheriger Farbglasschmelzen dienen, um eine Fällige Auswechslung des Hafens hinauszuzögern.
So auch hier, wobei mir allerdings Wochen zuvor schon Thomas Kufner gesagt hatte, dass es sich um ein neuartiges Uranglas aus Tschechien handelt, das in Platten gegossen angeboten wird und zur Verwendung für Büchsl in entsprechende Portionen zerschnitten und an die Pfeife genommen wird.
Als Glasmacher (und natürlich auch an der Form erkennbar!) wurde Rainer Pscheidl genannt, veredelt sind die Gläser von Thomas Kufner.
Ein erster Test an der Vitrine mit einer langwelligen UV-Lampe zeigte keinerlei Reaktion, wie sie von Uranglas grundsätzlich zu erwarten wäre. Von dem Glaswochenende zurückgekehrt machte ich mich aber gleich an die fotografische Erfassung meiner Neuerwerbungen und im Falle des vermeintlichen Uranglases auch an eine Testaufnahme mit meiner fotografischen UV-Einrichtung.
Und siehe da, jetzt rührte sich was! Alle Gläser (Annagrün als Referenz) leuchteten, wenn auch unterschiedlich intensiv. Aber ist dadurch erwiesen, dass es sich um Uran-induzierte Leuchteffekte handelt?
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Schöne grafische Zitate finden sich für die Barockzeit, die ja als vorindustrielle Zeit zur Gründung zahlreicher Manufakturen führte, so auch zur Errichtung der Hütten im Bayerischen Wald. Die Barockzeit war der Anfang der seriellen Glasproduktion, die dann über die Jahrhunderte zum Blühen dieses Industriezweiges im Bayerischen Wald führte. Dies kann auch anhand der Exponate schön nachvollzogen werden.
Der ästhetische Höhepunkt solcher Serienproduktion war wahrscheinlich das 19. Jahrhundert, vor allem die Zeit des Biedermeiers, die zugleich der Beginn einer Glasverwendung für breite Bevölkerungsschichten war. Es war nicht mehr alles Handarbeit, aber auch in der Pressglasproduktion wurden Originalvorbilder vervielfältigt und konnten wesentlich billiger angeboten werden.
Im 20. Jahrhundert schließlich wurde Glas endgültig zum Gebrauchsgegenstand, der einem breiten Publikum für die tägliche Verwendung ganz selbstverständlich zur Verfügung steht. Schön angedeutet wird diese Entwicklung durch die stilisierte Kaufhausrolltreppe, die in den 60er Jahren Einzug in die großen Konsumtempel hielt - auch dies ist schon wieder eine überholte Epoche. Mit dem Konsumdenken der Kunden begann der Preisverfall und mit ihm der Niedergang der Glasproduktion im Bayerischen Wald!
Eindrucksvoll ist auch die Gestaltung ganz im Kern der Ausstellung, die die Arbeitswelt der Glasproduktion zum Gegenstand hat. Auch hier werden Original-Arbeitsgeräte und räumliche Elemente in einen schönen Kontext gestellt, was sehr instruktiv ist ohne zu museal zu wirken!
Die Zeitreise im Inneren des Museums wird dann wunderbar ergänzt durch die Sammlungen zu zeitgenössischem Kunstglas, die auf der lichtdurchfluteten Nordseite über zwei Etagen ideales Tageslicht haben, um gut zur Geltung zu kommen.
Diese Sammlungen lassen das Herz des Glasbegeisterten höher schlagen, repräsentieren sie doch sowohl die Studioglasszene als auch das moderne Kunstglas der Gegenwart.