Die Preisverleihung des Snuff Glass Award - der Aufbruch hat begonnen!
- Holger Freese
- 13. Okt.
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. Okt.
Als uns Ernst Pöschl im vergangenen Jahr bei einem freundschaftlichen Treffen der ehemaligen Jury des Gletscherprise-Glaskunstpreises verkündete, dass die Firma Pöschl einen neuen Wettbewerb mit dem Namen Snuff Glass Award unter der Leitung seiner Tochter Katharina plane, herrschte zunächst Skepsis. Waren doch schon über zehn Jahre seit dem letzten Gletscherprise-Wettbewerb vergangen. Vor allem aber hatte sich seither die Gesamtlage der Glasschaffenden dramatisch verschlechtert: Angesichts schlechter Berufsaussichten erlernen kaum noch junge Leute das Glasmacherhandwerk und auch die Veredelungsberufe klagen, schlicht und ergreifend, weil sie keine Tabakglas-Rohlinge mehr erhalten. Zudem gehen viele altgediente Glasmacher in den wohlverdienten Ruhestand, können also auch den nötigen Wissenstransfer nicht mehr leisten.
Was schon vor drei Jahrzehnten begann setzte sich also dramatisch fort. Wie junge Leute motivieren, wie Käufer, vor allem Sammler, begeistern, wie dabei die identitätsstiftende Tradition des Schnupftabakbixls erhalten und zugleich fortentwickeln? Als Dr. Ernst Pöschl 1998 erstmals einen Wettbewerb der Glasschaffenden auslobte, bestand eine ähnliche Situation, ausgelöst durch das Hüttensterben der gerade beginnenden Globalisierung. Es sollten Nischen gefunden werden für die Glasschaffenden, und der damalige Schub an Kreativität und Innovation sucht bis heute seines Gleichen.
Seit Jahren nimmt die Zahl der Glasschaffenden aber ab, dennoch waren vor allem die Verantwortlichen der Glasfachschule immer bemüht, ihren Schülern neben solider Ausbildung auch Zukunftsperspektiven zu schaffen. Daher lag es nahe, wieder einen Wettbewerb der Besten ins Leben zu rufen, auf dass ein erneuter Aufbruch gelänge, der die Tradition ehrt, aber auch neue Formen findet, um auch im 21. Jahrhundert neues Interesse am Schnupftabakglas zu erzeugen. Die Idee des nun Snuff Glass Award titulierten Wettbewerbs war geboren und in Zusammenarbeit von Glasfachschule und der Firma Pöschl unter der Leitung von Katharina Pöschl wurde intensiv an der Umsetzung gearbeitet. Das nachfolgend Gezeigte ist eine Zusammenfassung der am 10. Oktober 2025 vorgenommenen, ersten Preisverleihung des neuen Glaskunstpreises, der jeweils 4 Preisträger in drei Kategorien sowie einen Sonderpreis beinhaltet.
Hier sind die Preisträger auf einem gemeinsamen Bild vereint:

Preisträger und Verantwortliche von links nach rechts:
Fachschulleiter Gunther Fruth, Glaskönigin Océane Reintgen, Katharina Pöschl (Geschäftsführerin Fa. Pöschl), Gabriel Felix, Fabian Bednarik, Iris Haschek, Alexandra Geyermann, Magdalena Paukner, Rainer Pscheidl, Lisa Preußner, Ronald Fischer, Michael Weinfurtner, Franz Straub, Rudolf Weber, sowie der Stv. Leiter des Nationalparks Josef Wanninger und Regierungspräsident Rainer Haslbeck
Teil des Neustarts war auch die Wahl der Örtlichkeit für Preisverleihung und Ausstellung: Das Haus zur Wildnis bei Ludwigsthal, Informationszentrum des Nationalparks Bayerischer Wald. Mitten im Wald liegend aber wundervoll eingefügt in die Natur präsentiert sich ein architektonisch interessanter Bau, der hinsichtlich Ausstellungsräumen und Veranstaltungssälen über modernste Mittel verfügt und für Veranstaltungen auch dieser Art als ideal geeignet bezeichnet werden darf!

Der Bereich für Wechselausstellungen liegt im Souterrain der Eingangsebene.

Im Eingangsbereich wartete ein Begrüßungssekt...

... und die eintreffenden "Glasnarrischen" waren sofort in munterem Austausch

Auch Vater Ernst und Tochter Katharina Pöschl ließen es sich nicht nehmen, die Gäste persönlich zu begrüßen

Zeit für mich, einen ersten Blick auf die ausgestellten Einlieferungen (immerhin 78 Stück von 44 Teilnehmern!) zu werfen, ohne dass zu diesem Zeitpunkt die Preisträger schon ersichtlich waren!

Die "Jungen Wilden" wussten wieder beachtliche Beiträge zu liefern, hier Anton Häusler

Mein Favorit von Anfang an: Das kunstvoll gestaltete Kristallglas von Ronald Fischer

Klar war auch schnell, dass Franz Straub mit einer perfekten Überfanggravur unter den Preisträgern sein würde. Die Spannung wuchs...

Dann wurden die Gäste zur Preisverleihung in den hörsaalartig gebauten Vortragssaal gebeten

Die moderne Architektur mit ihren Naturzitaten begeistert!

Der Hausherr, vertreten durch den Stv. Nationalparkleiter Josef Wanninger ließ es sich nicht nehmen, ein paar begrüßende Worte an die Gäste zu richten. Es sei ihm eine große Freude, dass der neu aufgelegte Snuff Glass Award dieses Haus für die Präsentation der Preisträger ausgewählt habe und er habe das Anliegen der Handelnden - der Wahrung von Tradition einerseits und den Aufbruch zu neuen Ideen für Schnupftabakgläser andererseits - gern unterstützt. Schließlich sei auch der ausgelobte Sonderpreis "Wald mit Zukunft" die gemeinsame Klammer zur vielfältigen Tradition der gesamten Region.

Er übergab dann an die neue Schirmherrin des Snuff Glass Awards, Katharina Pöschl. Sie betonte in ihrer sehr persönlich gehaltenen Ansprache, dass es ihr als Vertreterin des größten Schnupftabakherstellers ein großes Anliegen sei, auch die Glasschaffenden für die Tabakbehältnisse weiter so zu würdigen, wie dies schon ihr Vater Ernst Pöschl getan habe. Sie sei sozusagen "Spätberufene" und habe inzwischen ihre Liebe und Bewunderung für die Schnupftabakgläser entdeckt. Es war da nur noch ein kleiner Schritt, die von der Glasfachschule angeregte Initiative eines neuen Wettbewerbs aufzugreifen, auch ganz im Sinne der Familientradition.
Dieses Anliegen vertiefte auch Glasfachschulleiter Gunther Fruth in seiner Laudatio. Der grundlegende Gedanke sei es, die gewachsene, identitätsstiftende Tradition trotz aller Strukturprobleme zu wahren und dennoch auch eine Neubesinnung, einen wahren Aufbruch mit den jungen Glasschaffenden hinzubekommen. Hier habe sich eine wunderbare Zusammenarbeit mit der Firma Pöschl ergeben. Dies unterstrich auch der Regierungspräsident des Bezirks Niederbayern, Rainer Haslbeck in seinen Grußworten.

Musikalisch begleitet wurde die Feier auf der Steirischen von dem virtuos aufspielenden Andreas Schmid. Was für eine Parallele: Auch die Volksmusik erlebt derzeit einen Aufbruch zu neuen Klangerlebnissen. Neue Stilelemente fließen ein und doch bleibt die Seele wahrer Volksmusik gewahrt. Was für ein Klanggenuss!
Regierungspräsident Haslbeck und Katharina Pöschl nahmen anschließend die Ehrung der Preisträger vor und zwar je 4 in den Kategorien "Kunsthandwerk" und "Kunst", 2 in der Kategorie "Design" sowie 4 Preisträger beim von der Nationalparkverwaltung ausgelobten Sonderpreis "Wald mit Zukunft".
Hier folgen nun sämtliche Preisträger, die Fotos sind hinsichtlich Kategorie und jeweiligem Preisträger selbsterklärend:

Gabriel Felix mit Atelier in Waging, arbeitet vor der Lampe, hier in Filacello-Technik formschöne Bixl; auch er darf als Glasschaffender bezeichnet werden, der (bereits erfolgreich) neue Wege beschreitet.

Schon im alten Glaspreis Abonnement-Preisträger beweist auch die neuerliche Würdigung Rainer Pscheidls, dass sich Qualität immer durchsetzt. Es freut mich besonders, dass dieses schon immer technisch innovative Lebenswerk auch hier noch einmal gewürdigt wird! Der kräftige Applaus der im Saal anwesenden Nachwuchsleute zeigte , dass man von ihm am Ofen der Glasfachschule einiges gelernt hat...

Ein weiterer Spitzenkönner seines Fachs Gravur konnte die Jury souverän überzeugen: Franz Straub, nebenbei im Gläsernen Winkel längst tragende Säule der Brücke zwischen Altmeistern und Nachwuchsglasschaffenden.

Franz Straub durfte gleich anschließend nochmals auf die Bühne, um in Vertretung seines Sohnes Max den 1. Preis in der Kategorie "Kunsthandwerk" entgegenzunehmen.
Was für ein Symbol für den Aufbruch! Der junge Straub übertrifft seinen Vater, und der wird ihm den Erfolg sicher nicht neiden, sondern stolz auf seinen begabten Filius sein, der hier eine Eigenkreation des Manga-Genres zeigt.

Auch schon seit vielen Jahren etablierte Künstlerin ist die Graveurin Alexandra Geyermann, die mit der Veredlung eines formschönen Bixls überzeugen konnte

Lisa Preußner (leider nicht im Bild) beschreitet ganz ungewöhnliche Gestaltungspfade, denn auf ihrem formschönen Bixl ist eine von ihr kupfergalvanisierte Moosflechte appliziert!

Ein ganzes Bouquet von Gefässen hat Iris Haschek, Stv. Leiterin der Glasfachschule, kreiert und damit die hergebrachte Gestaltung bewußt verlassen - anerkennenswerte Vorreiterin für ganz neues Formdenken.

In der Kategorie Kunst kam aber mit Ronald Fischer ein Altmeister zum Zuge, was nicht verwundert, denn seine morbide Anlehnung an die Natur des Bayerischen Waldes ist atemberaubend schön!

In der Kategorie "Design" gab es mangels Teilnahme nur 2 Preisträger. Einer davon ging an einen tschechischen Teilnehmer, ebenfalls Schüler einer Glasfachschule dort.

Ziel des Designpreises war es, voll gebrauchstüchtige, gestalterisch ansprechende Glasln zu erschaffen und das ist mit dem gezeigten Produkt gelungen. Dass der erste Preis an die Glasfachschule ging, ist sicher auch dem Dank an die Mentorentätigkeit ihrer Lehrpersonen geschuldet und damit außerhalb des Wettbewerbsgedankens legitime Würdigung innovativer Förderung.

Ungewöhnlich ist es, dass eine Teilnehmerin gleich zwei Preise "abräumt". Auch hier ist bezüglich des Naturzitats der Sonderkategorie der innovative Gestaltungsansatz gewürdigt: Die verschmolzenen Glasstäbe zitieren das Schutzbehältnis einer Köcherfliegenlarve, die nur in sauberen Gewässern des Nationalparks noch anzutreffen ist. Andererseits: Sollte da Schnupftabak reinpassen?

Rudi Weber ist selbst lange in der Glaskunst tätig, innovativer Designer und für seine Schüler beliebter Mentor und "Anschieber" neuer Ideen. Insofern wird hier mit der Preisverleihung zurecht auch ein Lebenswerk geehrt!

Der 2. Platz geht an Magdalena Paukner, die auch morphologisch sehr gelungen einen der inzwischen sehr seltenen Hirschkäfer auf ihr Glas setzt. Ein farbenfrohes, optimistisch wirkendes Bixl.

Der krönende Abschluss war die Verleihung des 1. Preises an Michael Weinfurtner, unter den vielen Nachwuchskünstlern sicher einer der begabtesten, der ein klassisches Bixl mit zwei Bienen verzierte, eine innen appliziert. Ein würdiger Träger des ersten Preises und Symbol für einen schon gelungenen Aufbruch mit Mut zu neuen Gestaltungsansätzen!
Damit schließt mein Bericht von einer wirklich rundherum gelungenen Veranstaltung in einer wunderschönen Location des Nationalparks. Katharina Pöschl kann man zur Wiederaufnahme des vom Vater begründeten Glaspreises im neuen Gewand des Snuff Glass Awards nur gratulieren, ebenso natürlich der gelungenen Kooperation mit der Glasfachschule unter der Leitung von Gunther Fruth. Erklärtes Ziel beider war es, die Tradition der Bixlherstellung als Identifikation des Bayerwaldes zu wahren und dennoch einen Aufbruch zu neuen Gestaltungsformen zu initiieren. Last but not least die ausgewogene Aufteilung der Preisträger unter "Altmeistern" und "Jungen Wilden" zeigt, dass dies gelingen kann!
Darüber freuen wir uns auch als hoch interessierter Sammlerverein und hoffen, dass dieses Event eine Wiederholung finden wird.
Die Ausstellung der Bixl ist noch bis Ende Oktober täglich von 9-18 Uhr im Haus zur Wildnis zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Holger Freese
im Oktober 2025




Auf Grund einer Schulteroperation meiner Frau war ich leider unabkömmlich. Umso mehr hat mich dieser Bericht begeistert, der den Intentionen der Initiatoren vollumfänglich gerecht wird. Nachdem ich selber ein halbes Jahrhundert lang die "Bixlszene" begleitet und kommentiert habe, bin ich überaus glücklich über diesen neuen Aufbruch ! Heiner Schaefer