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  • AutorenbildHolger Freese

BIXL 2023 - eine Konstante in schwierigen Zeiten?

Aktualisiert: 7. Apr. 2023


Die diesjährige BIXL wurde von uns Sammlern ja schon mit Spannung erwartet und dann auch von einer ansehnlichen Zahl von Einlieferern beschickt, so dass insgesamt eine sehenswerte Schau geboten werden konnte.


Aus den Glasfachschülern haben sich unter Obhut des ausrichtenden Vereins "Gläserner Winkel" inzwischen eine Handvoll ambitionierter Nachwuchskünstler herauskristallisiert; gerade bei den Glasmachern waren heuer die technischen Fortschritte deutlich sichtbar. Ergänzt wurden die Glasmacherbixl von feinen Veredelungsarbeiten der weiteren Berufszweige der Glasfachschule. Von den Etablierten war hingegen wenig Neues zu sehen und es wird deutlich, dass es vor allem im Veredlungsbereich an Rohlingsnachschub mangelt. Wichtige Glasschaffende erreichen das Rentenalter, andere sind in andere Beschäftigungen abgewandert, die Energiekrise tut ein Übriges (Theresienthal hat den letzten Ofen bis auf Weiteres gelöscht!).


Die anwesenden Honoratioren aus Gemeinde, Politik und Glasfachschule beschworen denn auch den unbedingten Willen, die Jahrhunderte alte Tradition des Glasmachens als Inbegriff Zwieseler Identität aufrecht zu erhalten und hierfür gäbe es angesichts einer Rekordzahl von Glasmacherschülern gute Aussichten. Die Schnupftabakgläser seien dabei ausdrucksstarke Objekte, die ganze Kunstfertigkeit des Zwieseler Raumes zu repräsentieren.



Der neu gewählte 1. Bürgermeister der Stadt Zwiesel, Karl-Heinz Eppinger (2. von links), beehrte die BIXL-Vernissage mit einem Grußwort der Stadt



Der Landtagsabgeordnete (FW) Manfred Eibl wurde vor einem Jahr zum "Botschafter des Schnupftabaksbixls" ernannt und erklärte als gebürtiger Perlesreuther seine Liebe zu Schnupftabak und Glas mit launigen Worten.



Nachdem bisher stets volksmusikalische Darbietungen für Abwechslung der Eröffnung sorgten, glänzte diesmal ein Gitarrentrio um Christian Schmidt mit rockigen Balladen aus den Siebzigern - das kam bei allen Generationen gut an, wie der begeisterte Applaus bewies!



Der Fachschulleiter Günther Fruth (hier vor der Sonderschauvitrine mit Arbeiten der Altmeister Alfred Reif und Franz Kufner) erinnerte gerade die anwesenden Nachwuchskräfte daran, dass nur aus dem mit Fleiß und Akribie verfolgten Kleinen am Ende Großes entstehen kann. In diesem Sinne lege er große Hoffnung in die nun konkretisierte Errichtung eines Gründerzentrums für Glasschaffende. Der Vorsitzende, Rudi Weber eröffnete anschließend im Beisein der Glasprinzessin die BIXL 23.


Hier nun ein repräsentativer Blick auf das diesjährige Angebot:



Deutliche Fortschritte hat Michael Weinfurtner gemacht, der sich sogar schon an die "Königsdisziplin" des Reticello und an die Umsetztechnik herangewagt hat.



Michi Schreiner überzeugte einmal mehr mit ausdrucksstarken Hoch- und Tiefschnitten



Eine weitere "Bank" für erstklassige Bixl ist natürlich Franz Straub, mit prächtigen Schliffmustern und erotischen Gravuren unverkennbar. Kuriose Notiz am Rande: Erstmals wurde ein Bixl (der 6fach-Überfang unten links) per Handy-Video vorgestellt und vom Kunden (einem unserer Mitglieder!) freudig aus der Ferne gekauft!



Ehrliche und sehr ansehnliche Glasmacherbixl zu erschwinglichen Preisen (!) lieferte einmal mehr Miguel Schwenk



Viel Beachtung fand auch das von Fenja Lüderitz bearbeitete Projekt der vier klassischen Elemente, vor allem, weil beide Berufe (Glasmacherin der Bixl, Glasbläserin der Verschlüsse) vereint sind.



Rainer Pscheidl lieferte eine aktuelle Suite seiner letzten Produktionen, raffiniert und hochqualitativ wie immer.



Leider ziemlich untergegangen ist die Sonderschau-Vitrine über die Altmeister der Gravur Franz Kufner und Alfred Reif. Schade - aus dieser wichtigen Werkschau hätte man mehr machen können, ja müssen, um zu zeigen, was in den Hochzeiten der Handwerkskunst an Meisterwerken möglich war. Die vollständig durchsichtigen Vitrinen (Blick auf Abfalleimer und Feuerlöscher) zerstören das eigentlich schöne Gesamtbild. Hier hätte eine einfache Rückwand sicher Abhilfe geschaffen!


Fazit


Insgesamt war es wieder eine gelungene Veranstaltung, die auch von der örtlichen Glasszene gut besucht war. Die gezeigten Stücke waren fast durchwegs von guter Qualität, wenngleich zumindest beim Berichterstatter der Eindruck entstand, dass keine wirklich herausragenden Stücke dabei waren, die (eine zugegeben gesättigte) Sammlerschaft zum Kauf verlocken konnte. Das hat sich offenbar auch in den gegenüber anderen Jahren zurückgegangenen Verkaufszahlen niedergeschlagen, zumal doch exorbitante Preissprünge zu beobachten waren, die für viele Interessenten die Schmerzgrenze überschritten haben.


Die fetten Zeiten sind aber vorbei! Nicht zuletzt die Preisgestaltung erscheint doch bedenklich angesichts der Tatsache, dass die vermeintlich kaufkräftigen Sammler altersbedingt in nicht allzu ferner Zukunft ausfallen werden. Wer neue Kunden (d.h. junge Sammler) gewinnen will, wird mit überzogen erscheinenden Preisen vielleicht kurzfristig, aber nicht auf Dauer reüssieren.


Dies nur als abschließende Bemerkung, die keineswegs als Geringschätzung verstanden werden sollte, sondern als wohlmeinender Hinweis eines langjährigen, begeisterten Begleiters der Zwieseler Glasmacherszene.



Holger Freese,

im April 2023










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