Die kulturgeschichtliche Verwurzelung des Schnupftabakglases im Bayerischen Wald ist uns Sammlern natürlich schon lange gegenwärtig und macht ja einen bedeutenden Antrieb unseres gemeinsamen Interesses aus. Das Schnupfen selbst und die Aufbewahrung des Schnupftabaks in gläsernen Behältnissen ist Ausdruck bayerischer Lebensart, die sich wohl nur hier - an den Hüttenstandorten - so prächtig entwickeln konnte.
Diesen Ursprüngen und der weiteren Entwicklung bis in die Gegenwart nachzugehen, hat sich unser Ehrenmitglied Heiner Schaefer seit vielen Jahren zur Lebensaufgabe gemacht.
Eine umfangreiche Sammlung, zahlreiche Bücher und Ausstellungen sind Ergebnis dessen. Seit der Vorstellung am letztem Freitag hat dieses sammlerische Werk nun auch in den Ausstellungsräumen des Hauses der bayerischen Geschichte in Regensburg eine repräsentative Würdigung in einer Dauerausstellung gefunden.
Die Museumsleitung ließ sich hierbei vor allem von der von Heiner Schaefer betriebenen Spurensuche begeistern, denn die alten Gläser waren ja noch personifizierte Gebrauchsgegenstände, die meist in den Familien der Besitzer über viele Jahre in Ehren gehalten wurden. Im Kontrast dazu steht die zeitgenössische Entwicklung des Tabakglases zum Sammlungsobjekt und die Konzentration auf eine kunsthandwerklich vollendete Gestaltung, sowohl durch die Glasmacher, vor allem aber die Veredler, wie wir sie in den letzten Jahrzehnten verfolgen konnten.
Die neueste Vitrine beherbergt beide zeitgeschichtlichen Bedeutungen und stellt alte und neue Gläser mit 160 Stücken aus der Sammlung Heiner Schaefers gegenüber. Das Ganze wird museumsdidaktisch wunderbar begleitet, denn auf einem intuitiv zu bedienenden Touchscreen kann der Besucher die wichtigsten Angaben jedes einzelnen Glases über Besitzer, Glasmacher, Veredler und die Glastechniken abrufen und das einzelne Foto hierbei sogar rotieren, um Vorder- und Rückseite betrachten zu können!
Im Kontext der gesamten Schauausstellung finden wir an vielen Stellen ebenso liebevoll wie kenntnisreich recherchierte und mit entsprechenden Ausstellungsstücken belegte Teilaspekte, die die bayerische Geschichte gerade an Einzelschicksalen begreifbar machen wollen und so auch die junge Generation für Geschichte begeistern können sollten.
Das Gesamtkonzept des Hauses überzeugt durch diesen modernen - nicht modischen - Ansatz!
Der Kurator Marc Spohr ließ es sich nicht nehmen, die Besucher der Vernissage persönlich durch sein Museum zu führen.
Und so war auch die neue Vitrine dicht umlagert!
Schnupftabakgläser sind nun ein sichtbarer Teil dieser Erzählung! Wir gratulieren Heiner Schaefer und den Verantwortlichen des Hauses der bayerischen Geschichte zu dieser gelungenen Schauvitrine. Ein Besuch in Regensburg hat einen weiteren wichtigen Grund bekommen!
Holger Freese,
im März 2023
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