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  • AutorenbildHolger Freese

Sehenswerte Sonderausstellungen!

Aktualisiert: 1. Jan. 2022

Da ich für einige Vereinsangelegenheiten nach Zwiesel musste, bin ich gestern auch noch zum Glasmuseum in Frauenau gefahren, um die dort aktuell laufenden Werkschauen einiger Glaskünstler des Zwieseler Raumes anzuschauen und den Mitgliedern einen kleinen Bericht davon abzustatten. So haben Sie auch in den mittlerweile doch sehr deprimierenden Pandemiezeiten eine Vorstellung davon, was sich vor Ort tut. Aber ich sage es ehrlich: Das ist auch das einzig positive, was es derzeit aus dem Wald zu berichten gibt!


Also, ausgestattet mit allen verlangten Nachweisen zu 2-G-plus begab ich mich um 13:00 Uhr (als zweiter Besucher des Tages!) ins Museum, um zunächst im Kabinett die Ausstellung des Glaskünstlers Hermann Ritterswürden zu bewundern. Sein Thema sind alte Sagen und Mythen, stark beeinflusst von der norddeutschen Literatur um Theodor Storm - und immer haben seine Werke mit dem Totentanz zu tun, wobei dies nicht finster dargestellte, sondern phantasievoll durchdachte Kreationen sind. Der "Pole Poppenspäler", aus der berühmten Novelle Theodor Storms, ist so ein Beispiel. Faszinierend, wie der ewige Kampf durchaus humorvoll dargestellt wird.



Pole Poppenspäler



Hafen nach 7 Meeren (eine Reminiszens an die Heimatstadt Lübeck, die in WK II 1942 als 1. deutsche Stadt von alliierten Luftangriffen als Vergeltung für Coventry und Rotterdam "platt" gemacht wurde)



Auch die beiden "Schatzkästlein" sind köstliche Arbeiten voller gestalterischer Raffinesse.



Das Wandbild "Aufbruch" rundet den Themenkreis der nordischen Mythen rund um die Wikinger ab



Das war also schon einmal ein beglückender Auftakt, weiter ging es zur Retrospektive von 30 Jahren der Künstlervereinigung Männerhaut, ursprünglich bestehend aus den 7 Glaskünstlern Günther Joachimsthaler, Eduard Deubzer, Ronald Fischer, Alexander Wallner, Michael Gölker, Josef Achatz und Stefan Stangl. Einige von ihnen sind ja mit markanten Objekten in den Gläsernen Gärten vertreten, teilweise sind hier die Einreichungsentwürfe zu sehen. Insgesamt eine Retrospektive, die die unterschiedlichen Charaktere und Auffassungen der Künstler widerspiegelt, aber auch das einigende Element des Aufbruchs in eine freie Glasgestaltung moderner Prägung. Hier die schönsten Beispiele, die sich schon in einigen zeitgenössischen Sammlungen finden:



Der Gruppenname "Männerhaut" als feine Ironie auf die Konsumgesellschaft und das, was die Gruppe gerade nicht bedienen will.



Die repräsentative Werkbank der 7 Künstler



Moderne Gestaltung aus Holzskulptur und Glasscheiben von Ronald Fischer (dem Erschaffer der "Arche")



Humorvoll-provokant der "Pilot" von Alexander Wallner



Die Gussplastiken von Stefan Stangl sind auch schon ein moderner Klassiker aus Frauenau



Eine witzige Provokation waren auch die "Frischen Eier von freilaufenden Bauern" von "Atschy" Achatz.



Der große lichtdurchflutete Ausstellungsraum zeigt sich wieder einmal als Glücksfall für die Präsentation solcher Künstlergruppen.



Fast schon tragisch ist die Tatsache, dass kaum jemand die Ausstellung sehen wird, denn nachdem am Anfang eine völlige Schließung des Museums angesagt war, sind jetzt durch die Pandemiebeschränkungen des Tourismus auch kaum Besucher zu erwarten.


Die Stimmung im Bayerischen Wald und bei seinen Glasschaffenden ist eine Mischung aus Resignation, aber leider auch Ignoranz und Gleichgültigkeit. Das zieht sich durch alle Bereiche - die jüngste Entwicklung bei Poschinger ist da nur ein Indiz. Was man aus der Stadt Zwiesel hört hinsichtlich der ach so gepflegten Glaskultur verschlägt einem den Atem... Aber dazu besser an anderer Stelle und zu anderer Zeit!



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